Unser Dorfplatz
Wahrscheinlich so um ca. 1900, so genau war das nicht herauszubekommen, erwarb ein Herr König, der wohl aus der Vechtaer Gegend kam und bis dato bei einer öffentlichen Behörde (Finanzamt?) beschäftigt war, einen Bauernhof in Osterscheps. Die Gebäude, die zu diesem landwirtschaftlichen Anwesen gehörten, Wohnhaus, Scheune und Stallungen, standen dort, wo der heutige Dorfplatz ist (siehe Fotos). Nach einigen Jahren kaufte die Familie König wohl Land dazu, erstellte dort neue Gebäude und bewirtschafte zukünftig ihr Land von dort aus. Diese Hofstelle war und ist die, die heute Axel Lehmann gehört, denn die Königs waren die Urgroßeltern von Axel
Das obere Foto zeigt die Vorderansicht des alten Bauernhauses. Man ging ja damals durch die Grooddöör und dann über die Diele in das Wohnteil des Hauses.
Auf dem unteren Bild ist der hintere Teil des Hauses mit den Wohnräumen zu sehen und einem Teil des Obst- und Gemüsegartens, dem sogenannten Hoff. Außerdem ist hier mittig rechts im Bild sehr gut das Gebäude zu erkennen, das als einziges nach einem Brand am Ende des 2. Weltkrieges stehen blieb, nämlich unser späteres, altes Dorfplatzhäuschen.
(Die beiden oberen Fotos wurden von Hilde Oltmer zur Verfügung gestellt.)
Die Gebäude wurden damals verpachtet, und zwar bis etwa 1938/39 an eine Familie Sander. Dann zog diese Familie nach Gristede. „Na Sander sünd wi giern hingahn,“ erzählte mir Hilde Sandstede, die ja in der Nachbarschaft aufwuchs, „dor druffen wi allns, wat wi in Huus nich druffen, nämlich at Kinner in‘t Hei rümtoben, at Jugendliche uppen Balken van de Schüür sitten un kloog schnacken, so at man dat in dat Öller giern deiht.“
Nach dem Auszug der Familie Sander wohnte Karl Brüntjen aus Portsloge einige Zeit dort. Danach pachtete Fritz Bölts aus Edewechterdamm, der bei Meica als Schlachter arbeitete, das Haus und zog dort 1942 mit seiner Frau Helene und den beiden Töchtern Irma und Hilde ein.
Leider machte der 2. Weltkrieg auch vor Osterscheps nicht Halt und im Frühjahr 1945, als auch hier die Kämpfe tobten, fiel das Bauernhaus auf dem heutigen Dorfplatz einem Angriff zum Opfer und brannte ab. Stehen blieb, wie durch ein Wunder, nur ein kleines Häuschen, das als Spieker gedient hatte. Dieses Häuschen kennen wir alle, denn es stand noch lange auf dem Dorfplatz und wurde erst vor einem Jahr durch einen Neubau ersetzt.
Die Familie Bölts, die plötzlich ohne ein Zuhause da stand, fand erst einmal eine Unterkunft bei der Firma Meica. Nach Kriegsende konnte Baumaterial vom Flugplatz in Rostrup geholt und auf dem Gelände, wo vor dem Brand das Hofgebäude stand, eine Baracke gebaut werden. Diese kennen wahrscheinlich auch noch viele Schepser/Innen, ich, als zwar Zugezogene, auch noch. Sie stand etwas näher an der Straße als das voherige, massive Gebäude. Hier wohnte die Familie Bölts bis 1960. In dem Jahr heiratete Hilde Bölts nämlich Arnold Oltmer und Fritz Bölts zog zu seiner Tochter und seinem Schwiegersohn an den Heidkampsweg. Seine Frau war ein paar Jahre vorher verstorben und Irma hatte nach Dänikhorst geheiratet.
Danach wurde die Baracke für ein paar Jahre von der Familie Brunßen bewohnt, die dort sehr glücklich war über so viel Platz, denn sie hatten vorher sehr beengt gewohnt. „Un wat geev dat dor för een grooden Garden“, schwärmt Hanna Köpp, geb. Brunßen noch heute, „de veelen Obstbööm, de dor stunn un wat kunn us Mama dor allns an Gemüse anplanten. Dat weer dat reinste Paradies för us, uk wenn dat Klo buten up’n Hoff weer un wi dat Drinkwater van de annere Siet van de Straat ut’n Sood holen mussen! Dat weer eenfach herrlich dor!“ Als nur noch Hanna und ihre Mutter Luise dort wohnten, der Papa war inzwischen gestorben und die Geschwister verheiratet, zogen diese beiden Frauen dort aus und nahmen sich eine kleine Wohnung. Die Baracke stand dann ein paar Jahre leer, bevor sie so um 1970 herum abgerissen wurde. Sehr schnell nahm die Natur Besitz von diesem Areal und bald war es mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen, aber mitten in diesem „Urwald“ stand immer noch das kleine Häuschen.
Bevor ich jetzt in der Zeit weiter voran schreite, muss ich erst noch einmal wieder ein bisschen zurückschauen.
Die Familie König hatte zwei Töchter, Erna und Frieda. Erna, die Oma von Axel Lehmann übernahm den elterlichen Hof und Frieda bekam als Erbteil das Bauernhaus auf dem jetzigen Dorfplatz mit etwas Land drumherum. Frieda heiratete Hans Hinrichs, der viele Jahre als Standesbeamter in Edewecht tätig war. Einige der älteren Leser/Innen werden sich noch an ihn erinnern, so wie auch mein Schwager Gerold Wohltmann, dessen Geburtsurkunde 1948 noch von ihm unterschrieben wurde. Auch ich kann mich noch an Frieda und Hans Hinrichs erinnern, die zwar in Edewecht wohnten, aber sich das kleine Häuschen auf dem jetzigen Dorfplatz als Wochenendhäuschen hergerichtet hatten. Ich sehe die beiden noch, wie sie mit dem Fahrrad angefahren kamen, Frieda mit einer großen Einkaufshandtasche am Fahrrad, aus der eine Thermoskanne herausragte. Sie fuhren immer hintereinander, Frieda voraus, Hans hinterher und verschwanden dann in dem Gebüsch. Das Häuschen konnte man übrigens von der Osterschepser Straße aus nämlich nicht sehen.
1958 wurde mit dem Bau einer neuen Schule in Osterscheps begonnen, die 1959 bezugsfertig war und noch heute als Grundschule dient. Die Zufahrt zur Schule fand westlich vom Hinrichsschen Grundstück über die Straße statt, die ins Holtmoor führte, wie auch heute noch. Zum Besitz der Familie Hinrichs gehörte damals das Gelände des heutigen Dorfplatzes (…und noch etwas mehr) und das Grundstück daneben, wo bis vor ein paar Jahren immer das Osterfeuer abgebrannt wurde. Aber auch aus Edewecht kommend gab es eine Zufahrt zur Schule, nämlich die ‚Schulstraße‘, die hinter dem Grundstück der Familie Bölts, heute Marken, entlang führte. Anhand des Verlaufs des Fahrradweges bis zur Firma Marken, kann man diesen Verlauf noch erahnen. Auf einem Plan von 1990, den ich hier abgedruckt habe, ist die damalige Straßenführung genau zu erkennen.
Im Entwurf für einen Dorferneuerungsplan ist bereits 1990 die Einrichtung eines Dorfplatzes für Osterscheps angeregt worden und es wurden erste Entwürfe angefertigt.
Anlass dafür, dass diese teilweise auch bald umgesetzt wurden, war unter anderem, dass der Landmaschinenbetrieb Marken nur sehr begrenzte räumliche Möglichkeiten hatte, seinen Betrieb zu erweitern. Mitte der 90er-Jahre kaufte die Gemeinde das Areal, westlich von Marken bis an die Baumreihe des heutigen Dorfplatzes und legte eine neue Straße ‚Zur Schule‘ an. Die Trasse der alten ‚Schulstraße‘ wurde an die Firma Marken verkauft.
Der Bereich westlich der Straße wurde der Dorfbevölkerung von der Gemeinde zur Anlegung eines Dorfplatzes zur Verfügung gestellt. Der OBV hat es sich dann zur Aufgabe gemacht, den Platz ab 1996 herzurichten und zu gestalten. Das war mit viel Arbeit verbunden, denn der Platz war anfangs noch ziemlich zugewuchert und verwildert und es musste noch viel Bauschutt aus der Erde herausgeholt werden, der wohl noch von dem abgebrannten Bauernhaus stammte. Die weitere Entwicklung des Dorfplatzes bis zum heutigen Tag ist ja den Lesern/Innen dieser Zeitung bekannt, denn sie konnten sie ja mitverfolgen, insofern sie Interesse daran hatten.
Von Anbeginn, also seit Mitte der 90er-Jahre hat der OBV-„Scheps“ e. V. die Gestaltung und Pflege des Dorfplatzes übernommen. Freiwillige „Dorfplatzhelfer“ kümmern sich seitdem darum, dass dieser zentrale Punkt im Dorf immer einen guten Eindruck macht.
1999 wurde zwischen Dorfplatz und Osterschepser Straße eine Buchenhecke gepflanzt, Zuwegungen und eine Sitzecke gepflastert (Foto auf der vorherigen Seite) und Bänke und Tische aufgestellt. Die Ideen zur Gestaltung des Dorfplatzes gingen immer weiter und wurden auch umgesetzt: Blühsträucher wurden gepflanzt, Nistkästen aufgehängt, ein Insektenhotel aufgestellt usw.
Das westlich des Dorfplatzes gelegene Stück Land zwischen der hohen Baumreihe und der Straße "Zur Schule" ist übrigens immer noch im Besitz der Familie Hinrichs (Sohn von Frieda und Hans) und wird derzeit von einem Schepser Landwirt gepachtet und bearbeitet.
Dorfplatz-Einweihung am 25.09.2022
Seit ca. 30 Jahren hat unsere Bauerschaft einen Dorfplatz, nur war er, zumindest für Fremde, lange Zeit nicht als solches erkennbar. Das hat sich jetzt grundlegend geändert.
Angefangen hat alles Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre, als die benachbarte Landmaschinenfirma Marken nach Erweiterungsmöglichkeiten für ihren jungen Betrieb suchte. Dieser war nämlich durch die seinerzeit noch hinter der Werkstatt verlaufende Gemeindestraße „Schulstraße“ (jetzt: „Zur Schule“) sehr eingeengt. Gemeinsam mit der Gemeinde Edewecht wurde nach einer Lösung gesucht und es wurde auch eine gefunden. Die Gemeinde kaufte die westlich von Marken gelegene Grundstücksfläche und schuf dort eine neue Anbindung an die Straße „Zur Schule“. Das daraufhin entbehrlich gewordene Straßenstück hinter dem Betrieb wurde an Werner Marken verkauft und einer Erweiterung der Betriebsfläche stand diesbezüglich nichts mehr im Wege.
Aber wie kam es zu dem Dorfplatz?
Bereits im Entwurf für das Dorferneuerungsverfahren 1990 ist die Einrichtung eines Dorfplatzes aus dem damaligen Arbeitskreis angeregt worden und es wurden erste Entwürfe angefertigt. In der weiteren Abwicklung des Dorferneuerungsverfahren kam es dann zu einer teilweisen Umsetzung dieser Entwürfe und der Bereich westlich der neuen Straße „Zur Schule“ wurde durch die Gemeinde Edewecht der Dorfbevölkerung zur Anlegung eines Dorfplatzes zur Verfügung gestellt.
Der OBV hat seinerzeit die Initiative ergriffen und es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Platz herzurichten und zu gestalten.
In den Jahren ab 1996 wurde der Dorfplatz, der anfangs noch ziemlich zugewuchert und verwildert war, durch Mitglieder des OBV erstmals bearbeitet, Bäume und Sträucher gerodet, der Boden geebnet und Gras angesät. Es folgten Unterpflanzungen bei den mächtigen Eichen, und im Jahre 1999 wurde die Buchenhecke gepflanzt, sowie die Pflasterungen für Tische und Bänke und eine Zuwegung zu dem kleinen Häuschen hergestellt. In den Folgejahren kamen das "Insektenhotel", Nistkästen usw. hinzu.
Freiwillige "Dorfplatzpfleger" kümmern sich dankenswerterweise seit Anbeginn ehrenamtlich darum, dass dieser zentrale Punkt im Dorf immer einen guten Eindruck macht.
Doch trotz dieser Maßnahmen fand der Dorfplatz hinsichtlich der Nutzung nicht den Stellenwert, den ein Dorfplatz eigentlich erfahren sollte.
Um die Attraktivität und die Nutzungsmöglichkeiten zu erhöhen, hat der Vorstand des OBV mit Unterstützung der Gemeinde Edewecht im Jahre 2018 einen Antrag auf Förderung aus dem LEADER-Programm (EU/LEADER Parklandschaft Ammerland) für die Erweiterung des Dorfplatzhäuschens gestellt und mit Förderbescheid vom 11.06.2019 auch bewilligt bekommen.
Unter der Federführung von Bernd Eilers, der die bauliche Seite betreute, und Wolfgang Krüger, der sich bei diesem Projekt um die administrativen Dinge kümmerte, entstand dort in den Jahren 2020/2021 ein neues zeitgemäßes Gebäude. Die Umsetzung des Projektes erforderte einen erheblichen finanziellen Eigenanteil des OBV, nämlich fast 17.000 Euro, den der Verein nicht mal so eben bezahlen konnte. Somit musste dieser durch Eigenleistungen erwirtschaftet werden. Erfreulicherweise haben sich immer wieder helfende Hände aus dem Ort gefunden, die am Wochenende und nach Feierabend den Bau ehrenamtlich in gut 1.800 Arbeitsstunden vollendet haben. Aber auch heimische Handwerker haben wesentlich dazu beigetragen, und durch ihre ehrenamtliche Mitarbeit und die Bereitstellung von Maschinen und Materialien zum Selbstkostenpreis diese Maßnahme unterstützt.
Somit steht auf dem Dorfplatz jetzt ein schmuckes Häuschen, welches durch die kleine Küche und die neuen behindertengerechten sanitären Anlagen sowie dem Überdachten Freisitz diverse Nutzungsmöglichkeiten für die Schepser bietet. Darüber hinaus finden Fahrradtouristen und sonstige Gäste hier Gelegenheit, sich bei jeder Witterung zu verschnaufen und erforderlichenfalls die saisonal tagsüber geöffneten sanitären Einrichtungen zu nutzen.
Als glückliche Fügung hat es sich dann noch ergeben, dass es ergänzend zu dem Neubau des Dorfplatzhäuschen dazu gekommen ist, dass im Jahre 2022 durch eine Maßnahme aus dem Projekt "Dorfentwicklung Edewecht-West" eine komplette Neugestaltung des Dorfplatzes nach den Vorstellungen der Arbeitskreisteilnehmer erfolgen konnte.
Der OBV, der vertragsgemäß für 25 Jahre Hausherr von dem Platz und dem Gebäude ist, hat es sich nicht nehmen lassen, sein „runderneuertes“ Domizil der Öffentlichkeit vorzustellen.
Dieses geschah am 25.09.2022 mit einer öffentlichen Einweihungsfeier.
Ca. 150 Besucher sind der Einladung gefolgt und haben die Gelegenheit genutzt, um sich das neue Gebäude und den neugestalteten Dorfplatz einmal anzusehen. Die Gäste wurden durch eine schöne Girlande, gebunden von den „Dorfplatzpflegern“ nebst Ehegatten sowie den Nachbarn, im Zugangsbereich des Platzes empfangen.
Bei herrlichem Sonnenschein, der nur einmal von einem Regenschauer kurz unterbrochen wurde, genossen die Besucher anschließend bei Kaffee/Tee und Kuchen und/oder einem Kaltgetränk im Freien das neue Ambiente. Fleißige Helfer/innen standen für das Zubereiten der Getränke und der Ausgabe der Kuchen in der neuen Küche bereit. Dabei konnte diese jetzt erstmals ihre Funktionalität unter Beweis stellen.
Für die Kinder waren diverse Spielmöglichkeiten vorhanden, so dass es ihnen nicht langweilig wurde. Eine große Anzahl an Erwachsenen, aber auch die größeren Kinder und Jugendliche nutzten zudem die Möglichkeit, einmal auf dem neu geschaffen Mehrzweckplatz das Boulespielen auszuprobieren.
Die vielen positiven Rückmeldungen durch die heimische Bevölkerung, insbesondere aber auch von Fahrradtouristen, die sehr dankbar für die Öffnung der sanitären Anlagen in den Sommermonaten sind, zeigen, dass sich die Mühe und Arbeit der freiwilligen Helfer gelohnt hat. Aber auch andere Vereine und Gruppen haben schon beim OBV-Vorstand nach der Möglichkeit der Nutzung von Platz und Gebäude gefragt.
Zudem finden seit einigen Wochen Übungsabende für Boule-Interessierte statt, deren Zahl ständig wächst.
All das weist darauf hin, dass das Ziel, nämlich die Belebung des Platzes zu erreichen, schon jetzt größtenteils erreicht ist. Ich bin gemeinsam mit dem OBV-Vorstand guter Dinge, dass künftig noch weiteres Geschehen zur sinnvollen Nutzung des Platzes folgen werden.
All den freiwilligen Helfern, sei es beim Bau des Hauses, der Herrichtung des Platzes oder bei der Ausrichtung der Einweihungsfeier sei bei dieser Gelegenheit noch einmal herzlich „Danke“ gesagt.
Wolfgang Krüger